Positive Persönlichkeitsentwicklung

Worum geht es?

Bleibt die Persönlichkeit stabil, wenn man erwachsen ist, oder gibt es eine kontinuierliche Veränderung bis hinein ins mittlere und späte Erwachsenenalter? Jahrzehntelang wurde darüber heiß debattiert. Inzwischen besteht ein Konsens darüber, dass es Persönlichkeitsveränderungen auch im mittleren und späten Alter gibt. Allgemein spricht man von Reife und Wachstum der Persönlichkeit. Das folgende Muster – vereinfacht ausgedrückt – wird dabei beobachtet: Neurotizismus nimmt ab, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit nehmen zu. Gleichzeitig wurde behauptet, dass diese Persönlichkeitsveränderungen durch die Aufgaben, die man als Erwachsener bewältigen muss, zustande kommen und somit eine erhöhte Anpassungsfähigkeit darstellen.

Was wurde untersucht?

Im erwachsenen Alter scheint es mindestens zwei Arten der positiven Persönlichkeitsentwicklung zu geben: Erhöhung der sozialen Passung und Wachstum. Während soziale Passung und Wachstum oft miteinander gleichgesetzt wurden, stellte sich hier die Frage, ob eine stärkere Unterscheidung dieser Entwicklungen sinnvoll sein könnte. Darüber hinaus wurde geprüft, ob bei einer Unterscheidung zwischen sozialer Passung und Wachstum verschiedene Folgerungen in Bezug auf ihre Entwicklung über die Lebensspanne hinweg geschlossen werden können.

Welche Erkenntnisse wurden gewonnen?

Anpassung ist eine Art der positiven Persönlichkeitsentwicklung, um innerhalb der Gesellschaft effektiv zu funktionieren. Durch diese Fähigkeit läuft der Alltag reibungsfreier ab und das persönliche Wohlbefinden, Lebenserfolg und Langlebigkeit erhöhen sich. Mit den Jahren passen wir uns besser an die Aufgaben und Herausforderungen des Lebens an. Das geschieht z.B. dadurch, dass wir uns von festgefahrenen Zielen frei machen, unsere persönlichen Erwartungen an die gegebenen Tatsachen anpassen oder uns von einem Selbstbild lösen, dass dem eigentlichen Selbst nicht (mehr) entspricht.

Persönlichkeitswachstum basiert dagegen auf der Definition von Weisheit nach dem von Ursula M. Staudinger mitentwickelten Berliner Weisheitsparadigma und ist demzufolge die Orientierung, das eigene Wohl und das Wohl der anderen in ein Gleichgewicht zu bringen und dabei umfassende Urteilsfähigkeit in schwierigen und existenziellen Fragen des Lebens zu erlangen. Um auf dem Pfad der Weisheit oder des Persönlichkeitswachstum voranzukommen, reichen Alter und die mit den Jahren einhergehenden Erfahrungen allein nicht aus. Außergewöhnliche Anstrengungen oder Ereignisse und wie man sie verarbeitet tragen vielmehr dazu bei. Neben bestimmten Persönlichkeitseigenschaften wie Offenheit ist auch der Wille erfolderlich, an solchen schwierigen Situationen zu wachsen. Durch Untersuchungen wurde deutlich, dass Indikatoren des Persönlichkeitswachstums normalerweise im Alter stabil bleiben oder sogar bei solchen Personen abnehmen, bei denen Eigenschaften wie Offenheit im Alter schwächer ausgeprägt sind. Eine Unterscheidung zwischen Anpassung und Wachstum ist auch deshalb sinnvoll, weil ihre Entwicklungen von unterschiedlichen Faktoren und Prozessen abhängen.