Nobel Prize Dialogue Berlin 2019

Towards Health: Equality, Responsibility and Research

Am 8. November 2019 trafen sich Nobelpreisträger, weltweit führende Forschende, politische Akteure, Medienvertreter und die Öffentlichkeit beim Nobel Prize Dialogue in Berlin. Im Fokus der Veranstaltung standen Fragen rund um das Thema Gesundheit: Wie erreichen wir ein gesundes Leben und eine verantwortliche Gesundheitsversorgung für alle? Wie lassen sich gesundheitsförderliche Bildung und gute Arbeits- und Umweltbedingungen gestalten? Und was kann Forschung dazu beitragen?

Ursula Staudinger beim Nobel Prize Dialogue Berlin 2019
Foto: David Ausserhofer für die Leopoldina

Nobelpreisträger und weltweit führende Forschende

In der Eröffnungssession diskutierte Ursula Staudinger gemeinsam mit Peter Agre und Tolu Oni die Frage „Was bedeutet Gesundheit für Sie?“. Staudinger betonte, dass der Fokus auf Prävention und Behandlungen von Krankheiten nicht die Kehrseite der Stärkung von Gesundheitsressourcen von Anfang an sei. Darüber hinaus machte sie das Publikum darauf aufmerksam, dass Gesundheit nicht eindimensional zu verstehen sei. Vielmehr bestehen mehrere Bereiche wie körperliche, funktionelle, kognitive und emotionale Gesundheit. Dementsprechend gibt es auch vielfältige Einflussfaktoren auf die Gesundheit wie z.B. die Genetik, Verhaltensmuster sowie die Kontexte und Umfelder, denen sich Menschen aussetzen.  

Körperliche Fitness ist wichtig

In ihrem Kurzvortrag “Geistige Gesundheit und längeres Leben: Positive Plastizität des kognitiven Alterns“ betonte Staudinger, dass die altersbedingte Verschlechterung geistiger Leistungsfähigkeit abgemildert werden kann. „Eine Möglichkeit, wie wir diese sinkende Kurve verändert können, ist die Investition in unsere körperliche Fitness“, sagte sie. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Gehirne von körperlich fitten Sechzigjährigen weniger Aktivität aufbringen müssen um bessere Leistungen zu erzielen, so wie dies auch bei jüngeren Gehirnen der Fall ist.

Nobelpreisträger Edvard Moser und Ursula Staudinger
Foto: David Ausserhofer für die Leopoldina

In der nachfolgenden Frage & Antwort Runde zum Thema “Geistige Gesundheit, Kognition und Altern” beantworteten Nobelpreisträger Edvard Moser und Ursula Staudinger Fragen der Teilnehmer. Beide waren sich darüber einig, dass menschliche Gehirne extrem anpassungsfähig sind und dass Aktivität sowie die Konfrontation mit Neuem und Herausforderungen Schlüsselfaktoren darstellen, um dem Abbau kognitiver Fähigkeiten vorzubeugen. Auf die Frage, wie sich die neuen Technologien auf den Alternsverlauf der kognitiven Fähigkeiten auswirken, sagte Staudinger, dass neue Technologien hilfreich sein können um Verluste zu kompensieren (z.B. externes Gedächtnis). Solche Unterstützung darf aber nicht dazu führen, dass noch vorhandene Fähigkeiten verkümmern. Entscheidend für die Ausbildung des 21. Jahrhunderts sei es, Digitale Kompetenz so zu vermitteln, dass wir „Meister der Spielzeuge und der angeboteten Informationen werden“. Beide Wissenschaftler zeigten großen Optimismus hinsichtlich eines gesunden Alterns. Doch sie wiesen auch auf Gefahren wie Luftverschmutzung hin, die diesem positiven Trend ein Ende setzen könnten.    

Livestream der Veranstaltung

Ursula Staudinger ist ab 16:03 und ab 2:29:22 zu sehen.

Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

Die Veranstaltung findet seit 2012 traditionell während der Woche der Nobelpreisverleihung statt und wurde nun zum ersten Mal in Deutschland ausgerichtet. Als Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft inspiriert und würdigt der Nobel Prize Dialogue menschlichen Erfinder- und Forschergeist und gemeinsames, kreatives Denken.